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Offener Brief

6. November 2024

Studieren in Baden-Württemberg ermöglichen – Chancengerechtigkeit sichern!

An die Mitglieder des Landtages Baden-Württemberg,

der Landeshaushalt 2025/26 befindet sich auf der Zielgeraden. Bevor sich damit das letzte Zeitfenster für die ausreichende Finanzierung der Studierendenwerke schließt, bitte ich Sie im Namen von 24.000 Studierenden in der Hochschulregion Mannheim (und 350.000 Studierenden in Baden-Württemberg) dringend um Ihre Unterstützung.

Während Hochschulen in Lehre und Forschung tätig sind, ermöglichen wir Studierendenwerke mit unserem sozialen Leistungsangebot (Wohnraum, Mensen, Kitas, Sozial- und psychotherapeutische Beratung, BAföG) das Studieren – ganz besonders an den hochpreisigen Studienstandorten wie
Mannheim.

Um mit unseren Leistungen die Chancengleichheit im Bildungssystem zu sichern, steht uns Studierendenwerken nach dem Gesetz eine finanzielle Förderung des Landes zu. Diese sog. Finanzhilfe wird laut MWK jedoch weiter auf dem Niveau von 2020 fixiert bleiben – trotz Inflation, Kostensteigerungen und Entgelterhöhungen. Ein gewaltiges Problem!

Wir im Studierendenwerk Mannheim erhalten derzeit pro Jahr 1,55 Mio. Euro Finanzhilfe (rund 6,7% der jährlichen Einnahmen). In mehreren Sparrunden haben wir in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen vorgenommen, um die Kosten zu senken und die Belastungen für Studierende im Rahmen zu halten. Hierzu zählen Maßnahmen wie Kooperationen im Einkauf, auch über Ländergrenzen hinweg, das Schließen von Einrichtungen, der Abbau von Personal sowie Anpassungen im Leistungsangebot. Parallel wurden die Preise in den Bereichen Verpflegung, Wohnraum, Kinderbetreuung und der Studierendenwerksbeitrag bereits mehrfach angehoben. Durch die dringend notwendigen Steigerungen im TV-L müssen wir im Studierendenwerk Mannheim aber kommendes Jahr allein schon ca. 1 Mio. EUR mehr Personalaufwand schultern. Ohne Erhöhung der Finanzhilfe müssen wir diese und weitere Kostensteigerungen 1:1 an die Studierenden weitergeben – wie bereits schon in den letzten Jahren. Ich sehe den Bildungsstandort jetzt zunehmend in Gefahr.

Bei seiner Einbringungsrede für den Landeshaushalt betonte Finanzminister Dr. Danyal Bayaz richtigerweise: „Investitionen in die Bildung sind ein Baustein zur Stärkung unseres Wirtschaftsstandorts.“ Auch unterstrich er die Bedeutung der Universitäten und Hochschulen: „Sie sind der Ort, an denen Innovationen und Zukunftstechnologien entstehen und Fachkräfte ausgebildet werden.“ Aber erst mit unseren Leistungen können sich Studierende auf das erfolgreiche Studium fokussieren, um nach der Ausbildung als dringend benötige Fachkräfte hier in Baden-Württemberg tätig zu werden.

Die Hochschulen berichten uns, dass sie im Wettbewerb um die besten Köpfe sind. Doch neben optimalen Lehr- und Forschungsbedingungen hören wir, dass immer stärker auch die Lebenshaltungskosten bei der Studienplatzwahl eine Rolle spielen. Durch eine Steigerung der Finanzhilfe für die Studierendenwerke können Sie bewirken, dass wir in Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Ländern nicht aufgrund der Lebenshaltungskosten zurückfallen.

Während der Pandemie wurden die Studierenden schon einmal „vergessen“. Bitte helfen Sie mit, dass unser akademischer Nachwuchs nicht erneut benachteiligt wird, indem er mit zusätzlichen Preissteigerungen – die bei einer Nullrunde der Finanzhilfe unvermeidbar sein werden – belastet werden muss.

Wir bitten Sie daher, in Ihren Gremien und im parlamentarischen Verfahren der Haushaltsberatungen für das Anliegen der Studierenden zu werben und einen Zuwachs der Finanzhilfe zu unterstützen. Allein aufgrund steigernder Personalkosten werden die acht Studierendenwerke in Baden-Württemberg ab 2025 jährlich rund 12 Millionen Euro mehr benötigen.

Gerne stehe ich Ihnen für einen Austausch zu diesem wichtigen Thema zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Peter Pahle
Geschäftsführer